Die Technik der Radierung wurde vor ca. 500 Jahren entwickelt
und wurde bis vor kurzem von Künstlern fast unverändert mit
den Original-Materialien ausgeübt. Bei den klassischen
Tiefdruck-Materialien auf Öl-Basis handelt es sich
um Lacke und Gründe aus Asphalt, Harzen, Teer u. ä. Viele dieser
Stoffe und die dazugehörigen Lösungsmittel, die während
des Arbeitsprozesses verdampfen, beeinträchtigen die Gesundheit.
Seit den 1990ern wurden von verschiedenen Druckgrafikern
und Herstellern diverse alternative Techniken entwickelt, um die Radierung
weniger gesundheitsschädlich zu gestalten, und dies mit neuen
Materialien auf Wasser-Basis, d. h. aus Acryl. Diese Materialien
ermöglichen ein Arbeiten in allen Techniken der konventionellen Radierung
und bieten außerdem manche zusätzliche technische Möglichkeit.
Ich gebe hier eine kurze Einführung zu einigen Techniken im Gebrauch
der Materialien, mit denen ich arbeite.
Hartgrund
Weichgrund
Lavur
Aquatinta
Absprengtechnik
Hartgrund
Als Hartgründe können verschiedene Lacke auf
Acrylbasis verwendet werden, die über die Platte gepinselt oder aufgepinselt
werden. Das folgende Beispiel entstand mit dem "Johnson Clear Polish".
Weichgrund
Eine Möglichkeit eines Weichgrunds auf Acrylbasis
ist die Verwendung der Druckfarbe "Water Based Ink, Crimson Red N°
166" von Graphic Chemical. Mit einem Acrylbinder gemischt, kann sie
in noch weichem Zustand als Weichgrund, in gehärtetem Zustand als
Hartgrund bearbeitet werden.
Abb.: Weichgrund mit kurzen, mittleren und längeren
Ätzzeiten (von links nach rechts), kombiniert mit Hartgrund
Die Druckfarbe wird im Verhältnis 2:1 mit dem Acrylbinder gemischt
und mit einer Walze in dünnen Schichten auf die Platte gerollt. Nach
einigen Minuten der Antrocknung kann sie wie ein traditioneller Weichgrund
bearbeitet werden.
Abb.: in den Grund gedrückte Pflanze
Abb.: als Hartgrund bearbeitete Platte
Lavur
Zum Ätzen aquarellähnlicher Effekte eignet sich
eine schwarze Holzschnittfarbe auf Wasserbasis, "Water Based Ink,
Black No. 1659" von Graphic Chemical, die durch ihre starke Pigmentierung
eine Art natürliches Korn erzeugt. Sie wird mit destilliertem Wasser
verdünnt auf die Platte gemalt.
Aquatinta
Statt die Platte mit Asphalt oder Colophonium zu bestäuben,
kann das Aquatintakorn auch als Acryl-Flüssigkeit mit einem Airbrush
aufgesprüht werden. Das Sprühen mit dem Airbrush kann außerdem
in den kreativen Prozess mit einbezogen werden, indem damit gemalt oder
gezeichnet wird, was zusätzlich, fließende Übergänge
ermöglicht.
Absprengtechnik
Wie in der traditionellen Manier beruht auch die Absprengtechnik
mit Materialien auf Wasser-Basis auf dem Prinzip der Abweisung von Wasser
und Öl.
Nachdem die Platte mit ölhaltigen Materialien wie
Ölkreiden oder Kokosnuss-Öl bearbeitet wurde, wird ein Acrylgrund
aufgetragen. Nachdem dieser getrocknet ist, werden die ölhaltigen
Stellen mit einem weichen Lappen ausgewischt. Vor der Ätzung muss
die Platte mit einer Aquatinta versehen werden.
|