Der Siebdruck beruht auf dem Prinzip der Schablone. Im Druck wird die Farbe mit einer Gummileiste, der Rakel, durch die Maschen eines feinen, in einen Rahmen gespannten Gewebes, das "Sieb", gedrückt, was gleichmäßige Farbflächen ergibt. Formen entstehen, indem Teilbereiche des Siebs durch das Belegen mit Schablonen, durch Bemalen oder durch phototechnische Belichtung verschlossen werden, sodass an diesen Stellen keine Farbe durch das Sieb gedrückt werden kann. Der Siebdruck gilt daher als "Durchdruck-Verfahren".
Der Siebdruck bietet Künstler/innen auch ohne großes Equipment und Erfahrung zahlreiche kreative Möglichkeiten. Mit Siebdruck können viele Materialien bedruckt werden, doch bieten sich für Künstler/innen vor allem Papier und Textilien an. Vorteile sind die Möglichkeit, im Siebdruck relativ schnell und kostengünstig auch im großen Format zu drucken und die einfache Einbindung der phototechnischen Übertragung.
Eva Pietzcker, Siebdruck, 1995
Geschichte
Ein Vorläufer des Siebdrucks ist die einfache Verwendung von Schablonen, wie sie schon in prähistorischen Höhlen zu sehen sind, wo vielfach Hände als Schablonen mit Farbe durch ein Blasrohr übersprüht wurden. In China und Japan wurden Schablonen ca. seit dem 6. Jahrhundert zur Gestaltung von Stoffen verwendet. Im europäischen Mittelalter wurden mit Schablonen Holzschnitte handkoloriert.
Ein Problem dabei war, dass sich das Innere von ausgeschnittenen Formen ohne stehen gelassene Stege nicht darstellen ließ. Eine erste Technik, die dafür eine Lösung fand, war die japanische katazome-Technik zum Färben von Textilien, die sich im 18./19. Jahrhundert entwickelte. Schablonen aus zwei Papierschichten, katakami, wurden mit Haaren oder Seidenfäden zwischen den Papierlagen in einem Papierrahmen stabilisiert. Durch die offenen Stellen der Schablone wurde meist Reispaste gedrückt, die, nach der Trocknung und während des Färbens, die jeweiligen Stellen vor der Annahme der eigentlichen Farbe bewahrte.
Diese Technik wurde nach der Öffnung Japans im Jahr 1853 im Westen bekannt. Möglicherweise wurde dort, vor allem in Frankreich, auch schon unabhängig davon mit Seidengeweben und Papierschablonen im Textildruck experimentiert. Das erste Patent für die Siebdruck-Technik wurde 1907 in England erteilt. Nachdem die Farbe anfänglich mit einem Pinsel durch die Siebmaschen gedrückt wurde, kam um die Jahrhundertwende der Gebrauch der Rakel auf.
In der Folgezeit wurde das Siebdruckverfahren vor allem in USA bis zum Einsatz einer lichtempfindlichen Siebschicht weiterentwickelt. Eingesetzt wurde die junge Drucktechnik zunächst vor allem zu kommerziellen Zwecken, wie der Schilderproduktion und der Werbung. In den 30er Jahren entdeckten Künstler in den USA die Möglichkeiten des Siebdrucks für sich. Aus diesen Zeiten stammt der Begriff der "Serigraphie", mit denen die von Künstlern geschaffenen Siebdrucke bezeichnet wurden. In den 60er Jahren erlebte der Siebdruck einen Höhepunkt: mit seiner Nähe zur Werbeästhetik, den intensiven Farben und der einfachen Einbindung von Fotos war er das perfekte Medium der Popart.
Eva Pietzcker, Siebdruck, 1995
Technik
Siebe
Siebe sind Rahmen, die mit einem feinen Kunststoff-Gewebe bespannt sind. Im Handel erhältlich sind Siebe aus Metall und Holz.
Siebe können auch selbst gebaut werden (aus Holz oder Kunststoff, durch Zusammensetzen von Leisten oder Aussägen aus Platten) und mit Gewebe bespannt werden.
Siebgewebe ist in verschiedensten Feinheiten erhältlich. Die Wahl des passenden Gewebes ist abhängig vom zu bedruckenden Material und der Feinheit der Vorlage.
Metallsiebe werden mit speziellen Vorrichtungen am Tisch befestigt, die es ermöglichen, das Sieb zu kippen. Holzsiebe können mit Hilfe einfacher Scharniere auf einer Arbeitsplatte flexibel befestigt werden. Kleine leichte Siebe können mit Klebeband am Tisch befestigt werden.
Rakel
Die Rakel besteht aus einer Gummi-Schiene, die in einem Griff aus Holz oder Metall steckt. Rakel gibt es in verschiedenen Härtegraden, wobei weiche Rakel für grobe und flächige Motive, harte Rakel für feine und detaillierte Motive verwendet werden.
Drucktisch
Für den einfachen Siebdruck eignet sich jeder stabile Tisch als Drucktisch.
Ein Tisch mit Ansauganlage begünstigt ein perfekt gleichmäßiges Druckergebnis. Das Ansaugen des Papiers auf dem Tisch verhindert, dass das Papier nach dem Druck am Sieb hängenbleibt oder sich nur teilweise und ungleichmäßig löst. Ein Vakuum-Ansaugtisch kann auch selbst gebaut werden, mit einem Ansaugkasten mit Löchern und einem Staubsauger oder einer Vakuumpumpe zum Absaugen der Luft.
Zwischen Siebgewebe und Drucktisch muss ein Abstand von ca. 2 mm bestehen, der sogenannte "Absprung".
Druckvorgang
Vor dem Druck wird unter dem auf dem Tisch befestigten Sieb das zu bedruckende Papier positioniert und die Position markiert.
Zum Druck wird am unteren Rand des leicht hochgekippten Siebs die Farbe ausgegossen und mit dem Rakel nach hinten gestrichen. Auf diese Art wird das Sieb mit Farbe gefüllt, d.h. "geflutet". So wird für eine gleichmäßige Verteilung der Farbe gesorgt.
Mit der Rakel wird die Farbe nach vorne gezogen und dabei durch die offenen Stellen des Siebs auf das Papier gedruckt.
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